Die Akupunktur

Diese uralte, chinesische Therapieform hat auch in der Schweiz Annerkennung gefunden. Dennoch, sowohl für den Patient und vielleicht noch mehr für den, in der Tradition westlichen Schulmedizin aufgewachsene Arzt stellt sich die Frage, wie wirkt eigentlich die Akupunktur.

Ich will mir nicht anmassen diese Frage beantworten zu können. Da ich aber seit 1975 in meiner Allgemeinmedizinischen Praxis auch Akupunktur anwende, musste ich oft zu dieser Frage Stellung nehmen.

Ich kann mich noch gut erinnern als ich noch als 6-jähriger Knabe von meinem Vater zum allererste mal von der Akupunktur hörte. Ich weiss noch, wie erstaunt ich war, dass es Menschen gibt die über so unangenehme Art: eine blosse Nadel in sich einstecken zu lassen eine Heilung erhoffen.

Als junger Arzt begriff ich, dass in China eine jahrtausendalte[1] Yin- Yangphilosophie  Grundlage für dortige Heilkunst bildet und die damit verbundene Vorstellung von Energiekreisläufen im menschlichen Körper eine sowohl für Mediziner wie auch für dortige Patienten eine Selbstverständlichkeit ist. Die also nichts chemisches enthaltende Nadel, die für westlich denkende kaum eine Allgemeinwirkung auf den Körper entfalten kann, kann in chinesischem Denkmodell sehr wohl einen wesentlichen Einfluss auf den Meridianen-Energiefluss bedeuten und somit entscheidend für die Heilung sein. Da die westliche Wissenschaft kein Gegenstück zum Yin Yang Gedanken entwickelt hat entsteht ein Vakuum und so gut als keine Alternative zur unveränderten Übernahme der chinesischen Nomenklatur und Philosophie zum Verständnis der Wirksamkeit der Akupunktur.

Die Frage welche der Betrachtungsweisen die richtige ist, sollte nicht gestellt werden. Vielmehr von der gegenseitigen Betrachtungsweise neue Impulse empfangen werden.

Was passiert bei der Nadeleinführung? Zuerst mal wird die Haut durchstochen. Dieses Ereignis hat nicht nur lokale Bedeutung, sondern wird vom gesamten Organismus registriert und setzt multiple Reaktionen aus. Einige der angestochenen Haut-, Fett-, und  Muskelzellen zerfallen und setzen Gewebssubstanzen frei. Die stimulierten sensiblen, sowie vegetativen Nervenrezeptoren senden ihre Signale aus. Alles das setzt eine Reihe Kontroll- und Reparaturmechanismen in Gang.

Nun, wie wichtig ist es den richtigen Punkt zu treffen und auf die richtige Art ihn zu stimulieren, bzw. zu sedieren?  Die Antwort ist klar: es ist wichtig. 

Durch die Entwicklung der Meridianen mit den daraufliegenden Akupunkturpunkten entstand die klassische Akupunktur. Mit der Zeit, entwickelte man eine Reihe von Akupunkturtechniken, die auf bestimmte, besonders sensiblen Körperteil zugeschnitten ist: Ohr-Akupunktur, Mundhöhle-Akupunktur, oder zum Beispiel Scalp-Akupunktur.

Vor paar Wochen wohnte ich der Vortagsreihe des chinesischen Akupunkturprofessor Zhu der über die durch ihn entwickelte Methode der Scalpakupunktur berichtete:

Prof. Zhu beim Vortrag

Unten Projektion der Körperorgane auf die Kopfhaut

Die zur Scalpakupunktur verwendete Nadel sind besonders fein und kurz.



[1] Yin und Yang  [chin.], polare Grundprinzipien der chin. Philosophie, aus deren Wechselspiel und Interaktion die Dinge und alles Geschehen des Universums entstehen und bestimmt sind: Yin ist das Weibliche, Nachgiebige, die Erde; Yang das Männliche, die Stärke, der Himmel; beide haben ihren gemeinsamen Ursprung in einem Absoluten.

Zitat aus Meyers Lexikon

 

Es gibt eine Reihe Krankheiten, bzw. Leiden die ich sehr gern mit der Akupunktur behandle. Bei anderen habe ich weniger konstante Erfolge und es gibt auch Fälle bei denen ich wenig mit dem Erfolg rechne und dann doch noch vom guten  Resultat überrascht werde.

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