Allgemeine Angaben zum Opel Astra GSI 16V (Testbericht Automobil Revue Nr.50/1991)

 Er ist gewichtiger als das Vorgängermodell (Kadett GSI 16V). 

Gründe dafür gibt es verschiedene. Ein bedeutender Anteil an den zusätzlichen Kilos des Astras geht auf Kosten des verbesserten Insassenschutzes, speziell bei einem allfälligen Seitenaufprall; so sind in den Türen Doppelstahlrohre eingezogen, und Türholme und Schweller wurden verstärkt. Weiter ist das Sicherheitsgurtsystem durch mechanische Gurtstraffer vorn sowie durch verstellbare obere Umlenkpunkte vorn und hinten aufwendiger und damit schwerer.

Ausstattung 

Aber auch punkto Ausstattung wurde zugelegt. Beim Astra GSI ist das ABS serienmäßig installiert, während es beim Kadett noch in der Aufpreisliste figurierte. Zudem machten die breiteren Reifen (205/50 statt 185/65) auf 15-Zoll-Rädern die schon beim Kadett GSI dringend gewünschte Servolenkung unverzichtbar.

Sein Temperament 

Vor diesem Hintergrund interessiert es natürlich die leistuns- und auch verbrauchsorientierte Kundschaft ganz besonders, ob der schwerere Astra im Vergleich zum ebenfalls 150 PS starken Vorgängermodell durstiger geworden ist und allenfalls auch punkto Temperament nachgelassen hat.

Ein Resultat der Messung sei vorweggenommen: Die Opel-Ingenieure haben die Aufgabe mit Bravour gelöst. Beim Beschleunigen aus dem Stand ist praktisch kein Unterschied zum leichtgewichtigeren und kürzer untersetzten Kadett feststellbar. Für diejenigen, die es genauer wissen wollen: Bis 80km/h liegt der Kadett, der offensichtlich etwas besser aus den Startlöchern kam, zwei zehntel Sekunden vorn, doch die 100km/h Marke erreicht der Astra einen Hauch schneller, und im Bereich darüber liegen beide Wagen wieder etwa gleich auf. Möglicherweise ist dieses Überraschende Ergebnis die Folge einer konsequenten Feinarbeit am Motor, die zwar nominell keine höhere Leistung erbrachte, wohl aber ein leicht höheres Drehmoment und einen kleineren Streubereich, d.h. geringere Abweichung vom Sollwert von 150 PS. Zudem ließ sich das Astra-Getriebe sehr schnell und exakt schalten. Übertraf der Prüfling die Werksangaben hinsichtlich Beschleunigung, so erreichte er mit 215km/h den von Opel vorgegebenen Wert von 217km/h für die Höchstgeschwindigkeit nicht  ganz, und er blieb auch hinter dem Kadett GSI 16V (219km/h) zurück, wobei das mit den heutigen zugelassenen Höchstgeschwindigkeiten kein Nennenswerter Nachteil ist.

Geräuschkulisse 

Wie schon im Kadett, macht sich der Motor durch ein recht kerniges, wenn auch dumpfes und damit keineswegs lästigfallendes Laufgeräusch bemerkbar. Im Leerlauf ist aus dem Doppelauspuff ein verhaltenes Bollern zu vernehmen, und mit zunehmenden Drehzahlen schwillt auch die Geräuschkulisse an. Ab 120km/h gesellten sich einige zirpende Windgeräusche aus dem Bereich der vorderen Dachpfosten hinzu, und aufmerksame Ohren registrieren auch, dass die Pireli-Flachreifen recht hörbar abrollen.

Verbrauch 

Verliert die Höchstgeschwindigkeit allmählich an Bedeutung, so rückt andererseits heutzutage auch bei sportlichen, schnellen Autos immer mehr der Treibstoffverbrauch ins Zentrum des Interesses. Und in dieser Disziplin holt sich der Astra GSI 16V durchwegs ausgezeichnete Noten ein, obwohl das höhere Gewicht eigentlich ein anderes Resultat erwarten ließ.

Schlupfregelung (ETC) 

Die Beschleunigungsmessungen aus dem Stand erfolgten, da für optimale Resultate leicht durchdrehende Räder unverzichtbar sind, mit ausgeschaltetem ETC-Schlupfregelsystem. Das in Zusammenarbeit mit Hella für den Astra entwickelte ETC lässt sich bekanntlich mittels Tastendruck auf der Mittelkonsole ausschalten; aus Sicherheitsgründen tritt es aber bei jedem Motorabstellen und anschließendem Neustart wieder in Funktion. Im normalen Alltagsbetrieb ist es jedenfalls völlig unangebracht, das ETC im Hinblick auf rasantere Starts auszuschalten, im Gegenteil: Auf nasser Strasse, wo die Räder sonst rasch zum haltlosen Durchdrehen neigen und der Motor in der Folge laut aufheult, sorgt die "elektronische Gasdosierung" für ein zwar unauffälliges, aber gleichwohl sehr zügiges Losfahren aus dem Stand. In unserer Beurteilung ist das ETC gerade bei einem so drehmomentstarken Frontantriebsauto ein hochwillkommenes Sicherheitselement.

Sportlich Straff 

Am Fahrverhalten hat sich im Vergleich zum Kadett nichts Wesentliches geändert, obschon die Radaufhängung im Detail überarbeitet worden sind und die Bereifung wesentlich üppiger ist. In Kurven ist ein leichtes bis mäßiges Untersteuern vorherrschend, d.h., der Wagen muss vor allem bei  schneller Gangart in engen Kurven mit etwas mehr Nachdruck in die gewünschte Richtung gezwungen werden. Dank der gerade richtig ausgelegten, noch mit ausreichend Bodenkontaktaufwarteden Servolenkung ist dies ohne nennenswerten Kraftaufwand möglich. Die Kurvengrenzgeschwindigkeiten liegen überdurchschnittlich hoch, vor allem auf trockener Fahrbahn, und das wiederum ist ohne Frage auf die 205er-Bereifung zurückzuführen. Der Astra GSI 16V lässt sich also, wenn es sein muss, ausgesprochen schnell auch über kurvenreiche Strecken hetzten. Die Rückstellkräfte am Lenkrad bleiben dabei in vertretbarem Rahmen.

Fahrleistungen 

Zählereichung 

1 km nach Zähler = 984m

Astra und Kadett im Direktvergleich