Das räumliche Sehen | |
Eidechse: | Im amerikanischen Südwesten habe ich immer wieder
Eidechsen gefunden, die anfingen, Liegestütze zu machen,
wenn ich mich näherte. Ich überlegte mir, was der Zweck
davon sein soll. Die Antwort, das sei ein Drohverhalten,
befriedigte mich nicht. Was will eine 15 cm lange
Eidechse einem Töffler mit Stiefeln, Helm, Lederjacke
und Handschuhen drohen? Schliesslich kam ich zur Überzeugung, dass die Eidechse dadurch ein räumliches Bild der Umgebung erhält. Durch das kurze Heben des Kopfes hat die Eidechse kurz hintereinander zwei leicht unterschiedliche Blickwinkel, und dadurch kann sie die Grösse und Entfernung eines Gegenstandes abschätzen. Dies ist nötig, weil die Eidechsen in der Wüste, wo ich mit meiner Enduro durchkam, wahrscheinlich noch nie einen Menschen gesehen haben. Schweizer Eidechsen liegestützen nicht, aber die wissen ja wie gross ein Mensch ist. |
Töfffahrer: | Als ich mit dem Töff über den Col
d'Izoard fuhr, war ich fasziniert von der bizarren
Landschaft mit den Felsnadeln und -türmen. An einer
besonders malerischen Stelle hielt ich an, um ein Foto zu
machen. Aber nun war die Faszination verschwunden. Ich
dachte, dass ich zu weit gefahren bin und wollte
zurückfahren. In dem Moment war aber die faszinierende
Landschaft wieder da. Also habe ich wieder gehalten, aber
dasselbe Spiel. Fazit: Die Landschaft sieht viel faszinierender aus, wenn man fährt und durch die Bewegung und den veränderten Blickwinkel einen räumlichen Eindruck der Umgebung erhält (der Beweis). Darum ist auch ein Flug über den Grand Canyon viel eindrücklicher als ein Blick vom Rand hinunter. |
selber ausprobieren | Man muss nicht zum Grand Canyon reisen oder über den
Col d'Izoard fahren. Ihr könnt es schon beim nächsten
Waldspaziergang ausprobieren. Wenn man stehenbleibt, dann
wirkt der Wald plötzlich platt und langweilig (besonders
wenn man ein Auge zuhält), beim Weitergehen lebt der
Wald wieder. |
siehe auch: | Stereofotografie |