Masami Saionij: Eine Vision für das 21. Jahrhundert

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Eine Vision für das 21. Jahrhundert:

Die Kraft der Liebe bewegen

Ein Beitrag der japanischen Friedensaktivistin Masami Saionji für die Global Marshall Plan Publikation: Impulse für eine Welt in Balance

Die Menschheit befindet sich an einem der kritischsten Momente die die Welt je erlebt hat. Seit einigen Dekaden empfinden viele Menschen eine große Sorge über die bevorstehenden Krisen der Umwelt, ethnischer und religiöser Kämpfe, Aggressivität und Terrorismus, sowie atomarer Waffen. Inzwischen weitet sich diese Krise deutlich auf soziale, politische und wirtschaftliche Bereiche aus. Die menschliche Zivilisation als Ganzes steht vor einer tiefen Krise. Am Grund dieser Krisen steht eine nicht sofort erkennbare Krise des menschlichen Bewusstseins. Eine Krise des menschlichen Denkens, menschlicher Werte und menschlicher Verantwortung.

Wer ist nun verantwortlich für die Zukunft des Planeten? Seine Regierungen? Liegt die Verantwortung bei verschiedenen, einflussreichen Gruppen oder Organisationen? Oder liegt sie bei einer Reihe spezieller Menschen – Gelehrter, Heiliger, Erzieher, Wissenschaftler und Experten unterschiedlicher Felder? Welche dieser Gruppen oder Entitäten kann die menschlichen Gattung mit einer Lösung dieses Problems konfrontieren?

Welche Führer sind fähig Verantwortung für eine Verbreitung von Frieden und Harmonie zu übernehmen?

Ist für einen Grossteil der Menschheit die Schaffung des Weltfriedens eine zu große Aufgabe?

Doch Frieden beginnt zunächst im Herzen eines jeden Individuums. Wir denken immer, die Probleme der Welt sind von Regierungen oder besonderen Autoritäten verursacht. Ebenso schreiben wir die Verantwortung des Weltfriedens Kräften außerhalb unser Selbst zu: Politikern, Weltführern oder Menschen die größer, kräftiger und gebildeter sind als wir selbst. Es erscheint uns niemals, dass es unsere täglichen Gedanken, Worte und Handlungen sind, die einen Einfluss auf die Weltbühne haben; noch stehen wir im Glauben, dass wir es sind, die eine Verantwortung für den globalen Frieden und Harmonie besitzen.

Warum fühlen Menschen so? Warum schätzen so viele Menschen Ihren eigenen Einfluss als unbedeutend ein bzw. zweifeln an ihrer Fähigkeit zu einem Weltfrieden beizutragen?

Ich denke der Grund dafür liegt darin, dass wir zwar im 21.Jh. leben, unser Verstand aber noch von Werten des 20.Jh. bestimmt ist.

Die Werte des 20. Jahrhunderts

Welche Werte besaßen wir im 20.Jh.? Was war uns von Bedeutung? Das Wichtigste waren materielle Werte – Dinge, die gesehen, berührt, gezählt oder gemessen werden? Mehr als alles andere suchten wir danach materiellen Wohlstand für uns und unsere Familien zu schaffen. Diese Sorge um materielle Ziele führte zu einer ungeheueren Expansion materieller Kultur und Zivilisation. Im gleichen Moment führte es jedoch zu einer ausgeprägten Vernachlässigung der inneren Werte des Individuums - dem Bereich des Verstandes, des Herzens und des Geistes.

Jeder Aspekt unseres Lebens braucht Balance: Balance zwischen dem Materiellen und Spirituellen , Balance zwischen dem Wenigen und der Fülle, Balance zwischen Wissen und Weisheit, zwischen Jung und Alt, Religion und Wissenschaft und zwischen Gesellschaft und Natur. Wenn Balance fehlt, ist Verfall nah.

Da jedoch die menschliche Gesellschaft immer stärker den äußeren und materiell orientierten Zielen folgte, führte dies zu einer Vernachlässigung innerer, großartiger Kräfte - die Kraft der Liebe, der Weisheit, der Intuition, der Gedanken, des Willens und des Entscheidens. Heute glauben viele von uns nur an die „Macht“ außerhalb von uns: die Macht des Geldes, die Macht einer Nation oder einer Regierung, die Macht von Wissenschaftlern,  Politikern, Erziehern oder anderer Institutionen. Aufgrund dieses Glaubens ist es uns nicht möglich, die Würde und Stärke unserer eigenen Existenz wahrzunehmen. Und so driften wir von Moment zu Moment mit einer Art hilfloser Gleichgültigkeit, anstatt die Verantwortung für den Einfluss auf die Welt um uns herum auszuüben.

Durch dieses beeinträchtigte Verständnis von Verantwortung erlauben wir es meistens unsere Gefühlen und Entscheidungen uns von selbst schützenden Instinkten und endlosen Verlangen unseres Egos kontrollieren zu lassen. Einem Verlangen nach Macht, Autorität, bzw. zu dominieren und zu besitzen: dem Wesen nach sind es diese Verlangen, die im 20.Jh. von Bedeutung waren. Die Kehrseite dieser Münze zeigt hingegen eine gegenteilige Reaktion: Furcht vor dem Verlust des Besitzes und ein Verlangen, sich der Kontrolle und Unterdrückung zu widersetzen. Das Ergebnis ist eine Welt voller Kämpfe und Verwirrung, eine Welt wo materielle Werte Vorrang vor spirituellen Werten haben, die vergessen am Wegrand liegen. Mit anderen Worten, wir haben eine Welt geschaffen, der es deutlich an Liebe, Harmonie und Vergebung fehlt.

Eine Revolution des Bewusstseins

Mit dem Fortschreiten in das 21.Jh. erscheint ein Richtungswechsel unabdingbar. Sollten wir weiterhin mit den Werten des 20.Jh. weiterleben, wird die Menschheit das 21.Jh. nicht überleben. Was die Welt heute mehr als alles andere braucht, ist eine Revolution des Bewusstseins. Es ist an der Zeit, uns von einem Glauben an das Äußerliche, Kurzfristige und Flüchtige zu einer Wertschätzung des Inneren, Dauerhaften und Essenziellem hinzubewegen. Meine Hoffnung für das 21.Jh. liegt in einem „Zeitalter des Individuums“, einem Zeitalter, das jedem von uns ermöglicht, seinem inneren Potenzial zu entfalten: Was bedeutet es Mensch zu sein? Wo kommen wir her und wohin gehen wir? Zu welchem Zweck leben wir auf dieser Welt?

Aufgrund meiner Erfahrungen meines Leben bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass alle menschliche Wesen, ohne Ausnahme, mit dem Zweck geboren sind, Liebe zu schenken. Folgen wir den Wurzeln des Lebens, ungeachtet seiner zeitlichen und sonstigen Bedingtheit, so bleibt lediglich die Liebe. Liebe ist alles, was bleibt: die einzig wirklich unveränderbare Wirklichkeit.

Was wir jetzt dringender als alles andere tun müssen, ist, uns selbst und andere zu lieben, uns und anderen zu vergeben, Liebe, Verbundenheit und Vergebung auszudrücken in unseren Reden und unseren Handeln. Und schon bald werden unsere vermeintlichen Bedürfnisse verfliegen. In jedem Augenblick muss ein jeder sich sorgsam selbst beobachten und fragen: Gebe ich hier und jetzt in meinem Leben der Liebe Ausdruck? Ist mein Herz von Liebe für mich selbst, meine Familie und Freunde, Gesellschaft und die Menschheit generell erfüllt? Versprühe ich Liebe gegenüber meiner Umwelt, den Tieren, Insekten und Pflanzen, gegenüber Wasser, Luft, der Erde, den Bergen und Meeren? In welchen Ausmaß strahle ich in diesem Augenblick die unerschöpfliche Energie der Liebe aus?

Ungeachtet dessen,  wieviel Liebe wir an andere weitergeben, kann die Liebe in uns niemals versiegen oder uns emotional auslaugen. Je mehr Liebe wir geben, umso mehr fließt nach und Liebe erweist sich nun als der kraftvollste Energiespender des Lebens überhaupt. Und da Liebe als solche die Energie des Lebens bezeichnet, können wir uns gar nicht dem Leben verschreiben, ohne uns der Liebe zu verschreiben; unsere Lebenskraft wäre nicht vollends aktiviert.

Entgegen vieler Meinungen, ist es ganz einfach Liebe auszudrücken. Alles, was wir brauchen, liegt ganz in der Tiefe unseres Herzens uns, es bedeutet andere zu lieben. Dieser Herzenswunsch alleine wird Liebe aus unserem Inneren entspringen lassen. Und nicht nur das. Wenn wir imstande sind, kontinuierlich Liebe durch unser ganzes Wesen auszudrücken, dann kann uns niemand mit Gewalttätigkeit bedrohen oder uns glauben machen, wir könnten etwas verlieren. Selbst in den tiefsten Verstrickungen von Armut, Krieg und Krankheit kann uns diese tiefe Überzeugung von Liebe helfen, Würde zu behalten.

Wenn nun der Sinn des Lebens im Ausdruck von Liebe besteht, wie können nun die wechselnden  Gefühle  von Ärger, Traurigkeit, Eifersucht, Verachtung, Frustration oder Missmut entstehen? Derartige Emotionen können erst erscheinen, wenn der ursprüngliche Fluss von Liebe verändert oder unterbrochen wurde und externe Faktoren unser Gemüt beeinträchtigen. Derartige Gefühlstimmungen - ob gut oder schlecht, passiv oder aggressiv - können als solche erst unser Gemüt beeinträchtigen, wenn unsere grundsätzliche Lebensenergie der Liebe – als Reaktion auf externe Einflüsse – bereits andere Formen angenommen hat.

Sind wir uns dieses Prinzips nicht bewusst, ist die Antwort auf die Geschehnisse um uns herum durch physische, selbst schützende Instinkte geleitet. Um zu verhindern durch die Ereignisse und Konditionen der Außenwelt verletzt zu werden, wandeln wir unbewusst die essentielle Lebensenergie der Liebe in eine negative Form.

Durch eine ständige Wiederholung wird dieses Muster zur eingeübten Gewohnheit, die automatisch ohne bewusste Steuerung arbeitet. Wieder und wieder wird unsere kristallklare, essentielle Lebensenergie zu Wellen des Misstrauens und der Furcht, des Ärgers und Konfrontation umgeformt, ohne das wir uns dessen bewusst werden.

Wollen wir den Zielen unseres Lebens recht tragen, so sollten wir mit diesen Gewohnheit brechen. Gelingt es uns nun ohne zu schwanken, Liebe zu jeder Zeit und jedem Ort zu manifestieren, wandelt sich unsere Energie nicht in Zweifel oder Angst um: sie wird völlig zum Guten gereichen.

Unsere Energie dem Positiven öffnen

Die Kraft der Liebe, die jeder von uns besitzt, ist keine agressive Energie, sondern eine Kraft des Akzeptierens, Wertschätzens und Annehmens. Es ist nicht eine Kraft der Klage, aber des Vergebens, nicht der Zäsur aber des Erhöhens, nicht des Kampfes aber der Harmonie. Wir müssen an sie glauben.

Wenn wir der Illusion unterliegen, wir seien unfähig Liebe auszudrücken, dann kann die Welt nur als schlecht empfunden werden. Das liegt daran, dass wir ein Muster der Schwierigkeit und des Misslingens begründen, anstatt an unsere Kraft Liebe auszudrücken zu glauben. Es ist ein Pfad, der unseren Weg in eine glückliche Zukunft behindert, weil wir nur das erreichen können, in das wir kontinuierlich und fest glauben.

Jeder von uns kann somit so stark seinen Glauben verankern wie er es annimmt zu können. Wir vermögen die beliebigsten Umstände zu verwandeln, wissend, der Kraft der Liebe zu vertrauen. Sogar wirklich große und globale Probleme können mit dem festen Willen an die Kraft der Liebe gelöst werden.

Heute leben wir in allen Regionen der Welt nach recht kleingeistigen Ansichten, die wir über uns und über andere haben und die wir, da wir sie einmal geprägt haben,  nicht aufgeben, sondern womöglich sogar noch verteidigen: “In der Welt wird es immer Armut und Krankheit geben“, „in der Welt wird immer Unterdrückung sein“, „die Welt wird immer von der Gier regiert werden“. Derart hartnäckige Überzeugungen nicht abzulehnen, bedeutet, unsere Lebensenergie für immer weitere Probleme zu nutzen.

Energie fließt dorthin, wo wir unsere Aufmerksamkeit hinwenden. Bis jetzt haben wir Menschen bedauerlicher Weise enorme Energie negativen Überzeugungen zugesprochen. Wir können dies verändern, wenn wir es versuchen. Wir können ganz bewusst Worte gebrauchen wie „Es ist möglich!“, „Ich kann es schaffen.“, „Ich kann mich verändern!“,„Ich möchte teilen!“, „Ich möchte geben!“, „Ich möchte freudig sein!“, „Ich kann es ganz bestimmt!“ –

Durch die Macht unserer Gedanken, unserer Worte, und unserer täglichen Entscheidungen können wir unsere ganze Energie zu einer Kraft formen, die alles belebt: der ursprünglichen Kraft der Liebe.

Lasst uns zu jeder Zeit, an jedem Ort, in jeder Situation und in jeder Gemütsverfassung bemühen, Liebe durch unseren Verstand, unsere Herzen, Worte und Handlungen auszudrücken. Der Ausdruck von Liebe wird die entscheidene Kraft sein, die unsere Zukunft und die Welt verändert. Jeder einzelne Tag, vom Moment des Erwachens an, können wir dazu übergehen, gute Worte, Gedanken und Taten zu wählen. Und so sollten wir Respekt und Unterstützung ebenfalls unseren Eltern und Kindern, Partnern, Freunden sowie Gesellschaften und Nationen geben.

Jeder von uns ist für die Zukunft der Erde verantwortlich. Da ist niemand der nicht verantwortlich wäre. Wir können alle dieser Verantwortung nachkommen wenn wir uns dafür entscheiden.

Ganz gewiss können wir es.

Übersetzung aus dem Englischen A Vision for the 21. Century von Masami Saionji (Publikation Pending).

Siehe die Global Marshall Plan Publikation: Impulse für eine Welt in Balance, www.globalmarshallplan.org

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updated: octobre 2011 contact me