Paul Gauguin "Ta Matete(Auf dem Markt)"
 
 

Ta matete



Werkdaten

Gegenstand: Gemälde
Datierung: 1892
Kunstschaffender:  Paul Gauguin(1848-1903)
Titel des Werkes: Ta Matete (tahiti. auf dem Markt)
Material: Fasernetz, Oel
Mass: 73 cm x 92 cm
Herkunft: Geschenk von Dr. H. E. Robert von Hirsch,
 Basel 1941
Eigentümer: Kunstmuseum Basel
 
 

Bildbeschreibung

Auf dem Bild  "Ta Matete"  von Paul Gauguin sieht man eine Marktszene in Tahiti. Der Vordergrund, welcher mehr als die Hälfte des Bildes einnimmt, wird von sechs dunkelhutigen Frauen und einem davorliegenden rot-grünen Blumenbeet bestimmt. Fünf Frauen sitzen auf einem grünen Holzbank. Das Bildzentrum, nicht aber das geometrische, ist die einzige sitzende Frau, in hellblauem Gewand, welche uns direkt betrachtet. Rechts neben ihr folgen ebenfalls sitzend eine rot und eine gelb gekleidete Frau, die sich unterhalten. Links sitzen zwei Frauen in dunkelgrünen Kleidern, welche ihre Aufmerksamkeit auf etwas, das ausserhalb des Bildes, auf der linken Seite ist, richten. Beide Frauen haben als Schmuck einen Blumenkranz in den Haaren. Die gelbbekleidete Frau hat die Haare zusammengebunden, währenddem die Anderen sie offen tragen. Was dem Beobachter oder der Beobachterin sicherlich auch auffällt ist, dass die Frauen, auf dem Bank die Beine angewinkelt haben und sie alle in gleicher Richtung nach links zeigen. Auch sehr auffällig ist der Schatten im Vordergrund, denn dieser fehlt im Hintergrund. Erwähnenswert ist zudem, dass sämtliche Personen auf dem Bild keine Schuhe tragen, was in Tahiti üblich ist. Ganz rechts im Vordergrund steht eine Frau mit einem blaugrünen Oberteil, welches über die Schultern hängt und dazu ein langer, rotbrauner Rock mit gelbem Muster.
Der Hintergrund wird von blauen Blumen, rot-grünen Sträuchern, dem Meer, dem Himmel, sowie von zwei Männern bestimmt. Oberhalb der rot gekleideten Frau fährt ein kleiner Weg zum blauen Meer, welches nur als kleiner Ausschnitt unterhalb des gelbweissen Himmels sichtbar ist. Die beiden Männer, in blauweissen Badehosen, oberhalb der gelb gekleideten Frau, tragen einen schlecht erkennbaren mit zwei grossen Fischen. Es sind die einzigen Personen, die etwas Bewegung in das ganze Bild bringen, denn sie bewegen sich nach rechts und müssen Kraft aufwenden, um den Spiess mit den beiden Fischen zu tragen. Das Gesicht vom vorderen dieser Männer wird durch ein davorliegenden Baum verdeckt.
Das ganze Bild strahlt sonst Ruhe aus. Jedoch ist es schade, dass Gauguin bei den Personen kalte Farben benutzte, ausser bei zwei Frauen.
 
 

Werkskizze

Werkskizze
 

Komposition

Das Bild besteht aus grossen Flächen, welche runde sowie gerade Formen  aufweisen. Die menschlichen Körper sind grösstenteils abgerundet; die Bäume sind gerade, vertikale Flächen. Weitere vertikale Flächen oder Linien sind die Menschen und die Fische, welche am Spiess hängen. Bank, Spiess und das Meer bilden horizontale Flächen bzw. Linien. Die Flächen überschneiden sich nicht sehr häufig. Dominierende Elemente sind die Frauen auf der grünen Bank. Diese haben ähnliche Haltungen, die Beine immer angewinkelt, und eine Hand stützt sich auf die Bank, die andere ist nach oben angewinkelt. In der Hierarchie kommen zuerst die Menschen, dann die Objekte und zuletzt die Pflanzen.

Räumlichkeit

Das Bild hat keine Linear- oder Farbperspektive; die Bank hat jedoch eine dreidimensionale Form, aber sie ist nicht überzeugend. Die hinteren Objekte sind nur kleiner gezeichnet. Wie eben erwähnt, hängen die Grössen der Formen von ihrer Entfernung ab. Es hat nicht sehr viele überschneidungen. Das Licht kommt von oben links, das erkennt man am Schatten der Bank und der Menschen. Es ist jedoch zu bemerken, dass die Menschen keine Schatten auf die Bank werfen, die Bank hat immer die selbe Farbe. Das Bild wirkt sehr wenig plastisch. Die grossen gleichfarbigen Flächen verhindern diesen Eindruck.
 

Farbauftrag

Der Farbauftrag ist deckend und an manchen Stellen lasierend.
 

Farben

Das Bild ist sehr bunt; es wurde mit den Grundfarben gearbeitet. Die Farben sind eher hell und warm. Die Farbe ist quantitativ, nebenbei ist zu bemerken, dass der Maler auf  Tahiti Probleme hatte, die Farben aufzutreiben.
 

Biographie

Paul Gauguin wurde am 7. Juni 1848 in Paris geboren. Sein Vater arbeitete bei der Zeitung "National". 1851 wanderte die Familie Gauguin nach Peru; der Vater überlebte die Reise nicht. 1855 kehrten sie nach Frankreich zurück. Diese Reise hatte Paul geprägt, denn er wollte Matrose werden und wurde es auch. Durch einen Bekannten erhielt er eine Stelle als Gehilfe des Börsenmarklers Bertin. Sie besuchten gemeinsam den Louvre sowie Kunstaustellugen und zeichneten auch zusammen. Durch geschickte Börsenspekulationen kam Gauguin zu Geld; er lebte ohne Sorgen und kaufte Gemälde der Impressionisten. 1873 heiratete er die Dänin Sophie Glad und bekam fünf Kinder.
Er trat später in der Académie Colarossi ein, um besser malen zu lernen. 1876 stellte er zum ersten Mal aus. Zunächst malte er in seiner Freizeit und arbeitete nach wie vor an der Börse. 1880 und 1881 stellte er wieder aus.
Am 1. Januar 1883 kündete  Gauguin seine Stelle bei Bertin. 1885 ging seine Frau nach Dänemark zurück, doch Gauguin kehrte bald mit seinem Sohn Clovis nach Frankreich zurück und lebte in ärmlichen Verhältnisse. Zwischen 1886 und 1889 ging Gauguin mehrmals nach Pont-Aven. 1889 stellte er an der Pariser Weltausstellung aus. 1890 machte er Pläne, nach Madagaskar oder Tong King zu reisen, doch er gab diese auf.
Indem er 30 seiner Bilder versteigerte, häufte er genug Geld an, um nach Tahiti zu reisen. Dort hatte er materielle Probleme, doch die Eingeborenen nahmen ihn als einen der ihrigen auf. Er lebte mit einem tahitischen Mädchen zusammen. Mit der Zeit gab er seinen Bildern tahitische Namen. 1894 kehrte er nach Frankreich zurück, um auszustellen. Während dieser Zeit geriet er in eine Schlägerei und wurde am Bein verletzt. Diese Wunde heilte nie mehr richtig. Er hatte vom Leben in Frankreich genug und kehrte nach Tahiti zurück.
Er wurde durch eine Syphilisererkrankung und Alkoholgenuss stark geschwächt. Er hatte auch Selbstmordgedanken. 1899 hatte er Schwierigkeiten mit der Kolonialbehürde und er wanderte nach Marquesas aus. Da er sich schützend vor den Eingeborenen stellte, zeigte ihn ein Gendarm an, und er wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. 1903 starb er.
 

Politische, geistige und soziale Lage

Während dieser Zeit war es der Höhepunkt des Imperialismus und des Kolonialismus (British Empire). Es galt noch die Ueberlegenheit der Weissen Rasse. Die industrielle Revolution hatte zu starken, innenpolitischen und sozialen Spannungen geführt: der Imperialismus lenkte nach aussen ab. Die unterworfene Kolonialbevölkerung ermöglichte eine Erhöhung des Lebensstandards der Arbeiter. Ganz Afrika war von den europäischen Mächte besetzt. Alle diese Spannungen, Konflikte und dem Wettlauf nach Kolonien führten schliesslich zum Ersten Weltkrieg.
 

Entstehungsgeschichte

Das Bild entstand auf Tahiti. Es gab keinen eigentlichen Auftragsgeber, sondern er malte es freiwillig. Wegen der materiellen Not ist es auf einem Fasernetz gemalt.
 

Interpretation

Dieses Bild soll Freudigkeit, Unterhaltung und eine harmonische Gemeinsamkeit ausdrücken.
Das Bild wirkt ruhig. Es drückt eine friedliche, harmonische Szene auf einem Platz aus. Auch die Natur hat der Maler nicht vergessen. Sie nimmt einen grossen Platz des Bildes ein.
Was dem Beobachter oder der Beobachterin auffällt ist, dass die Menschen alle Schwarze sind. Daraus könnte man schliessen, dass Paul Gauguin's Absicht war, es den weissen Menschen bewusst zu machen, dass auch Schwarze freudig, unterhaltend und kräftig sind. Auch dies sind Menschen, welche man akzeptieren muss und nicht immer als Sünder hinstellen darf. Sie sind nämlich genau so friedlich, wie man es auf dem Bild sehen kann, wie wir.
Warum hat Paul Gauguin nicht wärmere Farben verwendet, gab es etwa auf Tahiti keine anderen Farben ? Wieso hat er als Unterlage ein Holzfasernetz verwendet und nicht ein Blatt oder Tuch ? Weshalb hat Gauguin nicht auch bei den Büschen genaue Konturen gezeichnet ? Warum hat er nicht auch weisse Menschen auf das Bild genommen ? Weshalb zeichnete er die Bäume blau und nicht braun ? Wieso hat er die Fläche ganz im Vordergrund nicht deutlicher gezeichnet ?


 (c) Thierry Gschwind, Sandro Gabutti, 1996