Über die Jahrzehnte der Entwicklung der Nähmaschine wurden immer wieder verschiedene Arten von Techniken für die Verschlingung des Fadens hervorgebracht. Unter diesem Kapitel habe ich versucht (Quelle wiederum Otto Landgraf's Buch "Oldtimer Nähmaschinen") die diversen Techniken aufzulisten und schematisch darzustellen.
Jahrzehntelang war das Langschiffchen die gebräuchlichste Schlingenfänger- ausführung, die in der Nähmaschine Verwendung fand. In erster Linie unterscheidet man nach dem Singer- und Howe-System. Howe hat sein Schiffchen mittels eines "Fingers" in Nahtrichtung hin und her bewegt. Das Singer-Langschiffchen, das eine grössere Verbreitung fand, lag im sogenannten Schiffchenkorb und wurde quer zur Nahtrichtung durch die Fadenschlinge geführt.
Langschiffchen und Bogenschiffchen gibt es in einer Vielzahl von verschiedenen Ausführungen. Die Fa. Nähmatag, Dresden, hatte z.B. 1925 insgesamt 97 voneinander abweichende Langschiffchen im Ersatzteilkatalog. Der wichtigste Unterschied ist die offene und die zylindrische Ausführung. Als zylindrische Ausführung bezeichnet man die Schiffchen, deren Lauf- oder Anlagefläche geschlossen ist und die Spule an der , der Spitze gegenüberliegenden Seite eingeschoben werden kann.
Neben dem Langschiffchen fand der eintourige Brillengreifer - System Wilson - in der Zeit von 1856 bis 1890 die grösste Verbreitung. Eines der wichtigsten Merkmale dieses Schlingenfängers ist die kleine Bürste, welche am grossen Durchmesser des Greifers anliegt und deren Aufgabe es ist, die Fadenschlinge solange zurückzuhalten, bis die Greiferspitze die nächste Schlinge erfasst und die sogenannte Schlingenabfallfläche vor der Bürste steht. Jetzt hat die Schlinge die Möglichkeit, zwischen Bürste und Greiferrücken durchzuschlüpfen. Das Zurückhalten der Fadenschlinge durch die Bürste ist deshalb notwendig, weil die Wheeler & Wilson (W & W) keinen Fadenhebel besitzt, der den Oberfaden mit der notwendigen Beschleunigung zum richtigen Zeitpunkt abzieht.
Die Stich- und Schlingenbildung bei der eintourigen Brillengreifermaschine mit Kurvenfadenhebel (Phoenix Klasse A,B,C und der W & W Klasse 7,8 und 9) war wesentlich einfacher, genauer und gleichmässiger als bei ihren Vorläufern ohne Fadenhebel.
Die Auswahl der passenden Nähmaschinennadel ist neben dem Schlingenfänger Voraussetzung für die richtige Einstellung und Funktionstüchtigkeit der Nähmaschine. Auf den nachfolgenden Grafiken ist die Stich- und Schlingenbildung der gebräuchlichsten Greifersysteme dargestellt. Die Grafiken zeigen deutlich, wie die Doppelsteppstichnaht durch die Verschlingung zweier Fäden entsteht. Die vorher beschriebenen unterschiedlichen Schlingenfängersysteme, Schiffchen und Greifer sind und waren die Basis für die Entwicklung unserer heutigen Greifersysteme.