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Es
hat die Menschen seit Urzeiten fasziniert: Den Akteuren zusehen,
wie sie ihr Leben aufs Spiel setzen, nur um schneller als
alle Andern im Ziel zu sein. Das schwedische Studio Digital
Illusions bringt mit Rallisport Challenge 2 verschiedene Klassen
des Off-Road-Rennsports als Arcadegame zusammen. Die renommierten
Microsoft Game Studios haben tatkräftig mitgeholfen,
einen Teil der Faszination zu vermitteln.
Die Klassen sind in Etappenstrecken, Rallyecross
und Bergrennen aufgeteilt. Eisrennen sind ebenfalls dabei.
In der Realität sind Eisrennen wie bei der Trophée
Andros in Frankreich ein Beispiel. Eis verlangt einen Fahrstil,
der zum Driften viel Gas und extremes Übersteuern verlangt,
um die Fliehkraft im Zaum zu halten. Im Crossover-Rennen duellieren
sich zwei Kontrahenten in einer Arena. Sie starten gleichzeitig
und jeder fährt parallel auf seiner Bahn. In der Realität
ist das Race of Champions auf Cran Canaria ein Beispiel. Dort
treffen sich am Ende jedes Jahres die besten Rallye-, Motorrad-,
und Rundstreckenfahrer aus aller Welt. Der Spieler kann innerhalb
der Meisterschaften selbst bestimmen, welche Klassen er fahren
will.
Die Schauplätze aller Rennklassen sind rar, aber vielseitig.
Der Spieler rast zum Beispiel über die sandige Tundra
von Australien, über die Hügel von Monte Carlo oder
durch Schnee und Eis in Schweden. Man wird von der Strecke
und deren Eigenheiten mehr herausgefordert, als von den Gegnern.
In drei verschiedene Karrieren (Amateur, Pro und Champion)
fährt man um den Sieg. Amateur und Pro haben einfachere
Strecken, der Champion-Modus ist der Umfangreichste. 48 Wettbewerbe
locken im Champion-Modus. Dort lassen sich alle Autos bis
auf die zwei Wagen freischalten, die man als jeweils als Amateur-
und Pro-Sieger bekommt. Zum Freischalten muss man den entsprechenden
Wettbewerb nur beenden. Es spielt für die Prämie
keine Rolle, welchen Rang man belegt. Doch der Gewinner eines
Rennens wird mit 20 Punkten belohnt. Innerhalb der Karriere
werden die Punkte in einer Rangliste zusammengerechnet. Alle
Daten werden automatisch auf der Festplatte gespeichert. Mit
dem Champion-Pokal bekommt man die A-Lizenz. Damit wird der
Superrallye-Karrieremodus freigeschaltet. Superrallye ist
kurz und als Bonus willkommen. Gute Spieler haben nach acht
bis zehn Stunden fast alles freigespielt.
Über Sand, Schnee oder Asphalt driftend
Das Spiel bietet eine Steuerung, die simpel,
einfach und berechenbar ist. Sie kompensiert kleine Fehler,
die sich bei einer Simulation in Zeitverlust auswirken würden,
beschneidet aber auch die Möglichkeiten. Je stärker
der Wagen schräg über die Räder rutscht, desto
mehr wird er abgebremst. Je nach Untergrund ist die Bremswirkung
stärker oder schwächer. Auf Schnee und Eis driftet
es sich leichter, im tiefen Schlamm umso schwerer. Der Asphalt
bietet guten Grip und kurze Drifts. Das Auto wird neben der
Strecke stark verlangsamt. Besonders stark wirkt sich das
in Schweden aus. Dort liegen meterhohe Schneemassen am Streckenrand.
Es ist eine besondere Spezialität des Spiels, dass der
angriffslustige Fahrer bestraft wird. Wer gemütlich über
die Strasse rollt, und keine Risiken eingeht, hat im Ziel
einen sicheren Vorsprung auf die Verfolger. Wer auch nur kleinste
Risiken eingeht, der fliegt ab oder bleibt hängen.
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Das Problem
ist, dass die vereinfachte Steuerung und Fahrphysik
keinen Spielraum für waghalsige Manöver lässt.
Von diesen Manövern lebt aber die Faszination des Rallyesports.
Das Limit ist so schnell und mühelos erreicht, dass ein
grosser Teil des Rallye-Spasses verloren geht.
Das Setup des Wagens ist schon sehr gut
voreingestellt. Wer es braucht, kann die Zeit während
des Ladens der Strecke aber nutzen, um Reifen, Fahrwerk oder
Getriebeübersetzung selbst anzupassen. So wie das Fahrverhalten
ohnehin schon einfach ist, so simpel wirken sich die Einstellungen
auf dem schmalen Band der stark vereinfachten Physik aus.
Die Ladezeiten sind nur wenige Sekunden kurz und beim erneuten
Versuch sogar noch kürzer. Da haben sich die Entwickler
ein Sonderlob verdient, auch wenn das Fahrwerk-Setup in einem
Arcaderacer niemand wirklich ernsthaft brauchen wird; es ist
auch unnötig.
Technisch perfekt über Überstock und Stein
Das Spiel bietet eine Auswahl an verschiedenen Autos und Klassen.
Die Wagen innerhalb der Klasse sind sich aber sehr ähnlich.
Die Unterschiede sind bis auf die Zeiten kaum wahrnehmbar.
Gewicht und Drehmoment, die wichtigen technischen Daten für
einen Rallyewagen sucht man vergebens. Mit
Strichen und Balken wird im Menü angezeigt, wie gut sich
die Wagen beherrschen lassen und wie stabil sie gebaut sind.
Man sieht auch, wie schnell sie sind oder wie kurz sie beschleunigen.
Der Tourenzähler ist bei jedem Fahrzeug gleich. Auch
der Volvo 240 aus den 1980er-Jahren dreht bis 9000 Umdrehungen
pro Minute im roten Bereich.
Die Autos nehmen im Rennen massiven Schaden. An Mauern,
Steinen und Bäumen oder mit einigen beherzten Abflügen
wird das Auto richtig auseinandergenommen. Motorhauben und
Räder fliegen weg und die Stossstange schleift am Boden,
ja sogar die Scheiben gehen zu Bruch. Das Fahrverhalten wird
nur beeinträchtigt, wenn der jeweilige Fahrzeugteil in
direkten Kontakt mit einem Hindernis kommt. Ein Frontal-Crash
ist ungesund für den Frontmotor, nicht aber ein mehrfacher
Überschlag. Stürzt das Fahrzeug ins Tal, passiert
dem Auto gar nichts. Die Schäden am
Auto werden mit einer Grafik angezeigt. Ist der Motor, das
Getriebe oder das Differenzial angeschlagen, sind auch die
Bestzeiten in die Ferne gerückt. Man kann man sich aber
sehr viele Fehler und Zusammenstösse leisten, bevor etwas
kaputt geht.
Der Motorensound ist unterschiedlicher Qualität, lange
nicht jeder Wagen klingt authentisch. Über die Lautsprecher
kann man die Umgebung des Spiels erleben: Der Schnee wirbelt
auf, die Flocken bleiben am Wagen kleben und werden mit dem
Scheibenwischer abgewischt, genauso wie der Regen. Das Geröll
klappert am Unterboden. Die Reifen wirbeln das Regenwasser
auf. Für Grafik und Sound haben sich die Entwickler bis
an die Grenzen der Hardware gewagt. In der Nacht reflektieren
die Lichter auf den Pylonen am Streckenrand. Es sieht beinah
real aus im nächtlichen Schweden. Die Bäume ziehen
links und rechts vorbei, die eisige Oberfläche glänzt
im Licht der Scheinwerfen, und der Schnee wirbelt über
das Auto. Mit 60 Bildern pro Sekunden flitzen dem Spieler
die Grafikdetails sprichwörtlich um die Ohren. |
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