Otto Lukas Hänzi

dipl. Arch. ETH/SIA

 

"ICH UND MEIN ONKEL GAIUS"

Fortsetzung der Geschichte in stark gekürzter Fassung

 

(Im ersten Teil der Reise führt der Weg auf Flachbooten den Rhein hinunter an die Nordsee und über den Ärmelkanal nach Britannien zum Treffen mit Onkel Gaius am nördlichsten Ort des römischen Reiches, beim Hadrianswall. Onkel Gaius, ein höherer Aufsichtsbeamter, wird jedoch bald in den Süden beordert, und so reisen sie zu dritt ab.)

Wir brachen zu dritt zwei Tage später mit einem Wagen auf. Mit uns reiste als Sekretär meines Onkels Titus Muranus Verginianus Rana aus Bonn. Muranus Verginianus ist, wie ich sehr schnell merkte, ein sehr gebildeter Mann, der ein gepflegtes Latein und ganz vorzüglich Griechisch spricht.

(...) Kurz nach unserer Weiterfahrt am folgenden Morgen zuckte Onkel Gaius neben mir auf dem Wagen plötzlich heftig zusammen und stiess einen Schrei aus. Dann schimpfte er ganz fürchterlich. Muranus Verginianus und ich wussten nicht, was wir denken sollten. Dann erklärte Onkel Gaius unter Stöhnen, dass ein schrecklicher Schmerz wie ein Blitz in seinen Rücken gefahren sei. Er habe dies schon einmal gehabt und habe sich tagelang kaum bewegen können.

(Die Weiterreise geht langsam voran bis zu den Thermalbädern von Bath, wo Onkel Gaius notfallmässig kuren will)

Wir blieben vier ganze Tage in der Heilbäderstadt. Muranus Verginianus hatte sich gleich bei unserer Ankunft für eine standesgemässe Unterkunft für den leidenden Onkel Gaius bemüht und auch bald ein Appartement mit zwei Zimmern für uns in einer grossen Mansio gefunden. Onkel Gaius besuchte nun an jedem der vier folgenden Tage die Bäder, dazwischen konsultierte er die dortigen Ärzte und brachte den Heilgöttern Apollo und Aesculapius, der Hygieia und der Ortsgöttin Sul Minerva Opfer dar, und nach den vier Tagen verspürte er auch wirklich kaum mehr Schmerzen. Auch Muranus Verginianus und ich gingen täglich baden, doch benutzten wir nicht das sehr heisse Kurbad in der grossen, prächtig gewölbten Halle, sondern die daneben liegenden kleineren Thermen.

(Die drei überqueren wieder den Ärmelkanal und durchreisen Gallien, das heutihge Frankreich.)

In Augustodunum (heute Autun, F) leben Verwandte von mir, nämlich ein Onkel und eine Tante meiner Mutter und damit auch von Onkel Gaius. Wir hatten unseren Überraschungsbesuch nicht angekündet gehabt, wurden aber auf das Herzlichste willkommen geheissen.

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Natürlich mussten wir mindestens einen ganzen Tag bei ihnen bleiben (...) Am Abend gab es im Hause meines Grossonkels Publius Serius Vivax ein grosses Festessen, zu dem noch weitere Gäste geladen wurden, und am darauf folgenden Tag, allerdings erst gegen Mittag, reisten wir weiter nach Süden, wohlversehen mit sehr guten Pferden, die uns mein Grossonkel besorgt hatte.

(Sie kommen nach der Stadt Orange in Südfrankreich...)

Beim grossen Theater war eine Türe offen, so dass wir uns hineinschleichen konnten. Eine Schauspielergruppe war gerade am Proben. Wir stiegen ganz hinauf bis zur Säulenhalle und sahen den Proben eine Weile zu.

(Dem Mittelmeer entlang führt die Reise nach Spanien...)

In Ampurias ruhten wir uns einen ganzen Tag lang aus. Ich genoss es, in der glühenden Mittagshitze fast alleine auf dem weiten, mit seinen kleinen Kapellen und Tempelchen seltsam anmutenden Forumsplatz zu sein. Hier war alles so ganz anders als in Britannia oder zu Hause.

(Bei der Meerenge von Gibraltar setzen die drei nach Nordafrika über. Hier soll Onkel Gaius den Zustand der Strassen überprüfen und darüber Bericht erstatten. Von der Atlantikküste reisen sie im Landesinnern auf abenteuerlichen Wegen ostwärts...)

Als wir (in Volubilis) unsere Sachen auspackten, bemerkte ich mehrere Wachsflecken in meiner Tasche. Ich ahnte Schlimmes, und meine Ahnung bewahrheitete sich: unsere Wachsschreibtäfelchen waren in der grossen Hitze unterwegs ausgelaufen - alle unsere Aufzeichnungen und Notizen waren weg! Den folgenden Morgen verbrachten Onkel Gaius, Titus und ich damit, aus der Erinnerung unsere Aufzeichnungen zu wiederholen.

(Durch das heutige Algerien kommen die drei nach Tunesien. Unterwegs wird Onkel Gaius eine kostbare Statuette gestohlen und die Spur des Diebes verfolgt)

Wir ritten direkt nach Uthina, vorbei an der über achzig Meilen (ca. 130 km) langen Wasserleitung, die von den Quellen bei Ziqua das Wasser nach der mächtigen Hafenstadt Carthago führt.

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(...) Gegen Abend erreichten wir die Stadt Sufetula (Sbeitla, Tunesien), wo Onkel Gaius nach dem Haus des reichen Kaufmanns Aulus Aelius Animius Rudio fragte. (...) Am nächsten Morgen nahm uns unser Gastgeber mit zum Forum. Voller Stolz zeigte er uns die Besonderheit des Ortes: statt des üblichen einen Tempels für die obersten Götter Juppiter, Juno und Minerva stand hier je ein Tempel für jede der drei Gottheiten.

(Die Weiterreise führt nach Thysdrus, dem heutigen El Djem in Tunesien, mit seinem riesigen Amphitheater, und dann durch Libyen zur mächtigen Stadt Leptis Magna)

Am übernächsten Tag, dem vierten des Monats October, war ein Festtag. Schon früh am Morgen besammelten sich die Kameltreiber auf dem grossen, neuen Forum, auf dem normalerweise keine Tiere geduldet werden, um dann in einem Umzug durch die Stadt zu ziehen. Ich wollte mir dies nicht entgehen lassen und war schon früh auf dem Forumsplatz. Es wurde denn auch wirklich prächtig, weil die Kamele von ihren Besitzern teilweise wunderschön mit farbigen Decken, Fransen und Quasten geschmückt worden waren. Diese Tiere gefallen mir ohnehin ganz ausserordentlich gut.

(Weiter geht die Reise durch die Wüste, Ägypten entgegen. Dann beim einsamen Ort und Grenzkastell Catabathmus...)

Hier wurde mir erstmals so richtig die ungeheure Grösse unseres Imperiums Romanum bewusst, als ich mit den Soldaten sprach und einen traf, der zuvor in Vindolanda im Norden von Britannien gedient hatte! Das war am entgegengesetzten Ende der Welt gewesen!

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Fortsetzung der Reise

Continuation of the journey

Fortsetzung der Reise ab Tarsus

Continuation of the journey past Tarsus

Fortsetzung der Reise ab Rom

Continuation of the journey past Rome

 

 

 

 

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