Postmodernes Denken und Pädagogik



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Renata Rapp Wagner



Postmodernes Denken
und Pädagogik


Eine kritische Analyse
aus philosophisch-anthropologischer Perspektive












Haupt

Renata Rapp Wagner
Postmodernes Denken und Pädagogik
1997, 458 Seiten, kartoniert
ISBN 3-258-05712-5
Fr.68.-/DM 76.-/öS 555.-
Email Buchhandlung Paul Haupt
Verlag Paul Haupt


























Vorwort

von F.-P. Hager

Das postmoderne Denken hat sich sowohl in seiner philosophischen Ausprägung im französischen Poststrukturalismus (J.- F. Lyotard, J. Baudrillard, M.  Foucault, J. Derrida) als auch in seinen grundsätzlichen Äusserungen z.B. in den USA, in Grossbritannien und Deutschland als ein äusserst komplexes Phänomen erwiesen, und der Begriff der Postmoderne muss geistesgeschichtlich gesehen als ein uneinheitliches und höchst problematisches Konstrukt angesehen werden.

Seit Beginn der siebziger Jahre hat sich dieses Denken auch in der pädagogischen Theorie und Reflexion ausgewirkt, zunächst in den USA und in Grossbritannien, seit Beginn der achtziger Jahre auch im deutschen Sprach- und Kulturbereich. Hier hat es allerdings nicht zur Begründung einer neuen Richtung pädagogischer Theorie (nach der geisteswissenschaftlichen, der empirischen und der emanzipatorischen Pädagogik) geführt, sondern ist (abgesehen von einzelnen Ausnahmen, die eher Versuchscharakter tragen) gleichzeitig mit (und symptomatisch für?) gewissen Auflösungstendenzen am Rande der Pädagogik und der Erziehung (im Gefolge derer vom Ende der Pädagogik und der Erziehung die Rede ist).

Trotz der Uneinheitlichkeit und Komplexität des postmodernen Denkens wie auch seiner Rezeption in der Pädagogik lassen sich aber doch gewisse Grundtendenzen der postmodernen Philosophie und gewisse Grundzüge ihrer Auffassung vom Menschen und seiner gegenwärtigen Situation feststellen, welche auch eine Bedeutung für die Diskussion in der Pädagogik haben.

Renata Rapp Wagners vorliegende Arbeit profiliert sich gegenüber anderen Untersuchungen, die (wie z.B. diejenige von C. Beck: "Ästhetisierung des Denkens", 1993) eine kritische Bestandesaufnahme der Rezeption des postmodernen Denkens in der Pädagogik bieten, dadurch, dass sie gewisse Grundzüge des "Menschenbildes", welches sich aus dem postmodernen Denken ergibt, herausarbeitet und diese den Grundüberzeugungen des Menschenbildes und der Ethik in der europäisch-abendländischen Tradition von der Antike bis zur Aufklärung gegenüberstellt.

Dabei stellt Rapp Wagner die verschiedenen Ansätze der Rezeption des postmodernen Denkens durch die Pädagogik zusammenfassend dar und gelangt so zu einer Würdigung der Bedeutung der postmodernen Philosophie für die Erziehungswissenschaft. Sowohl bei der Darstellung von einzelnen Phänomenen der postmodernen Philosophie selbst als auch beim Nachweis der Rezeption dieser Denkformen in der Pädagogik gelingt es ihr, Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten aufzudecken, die meines Wissens bisher noch nicht mit solcher Deutlichkeit erkannt worden sind. Die Vertrautheit mit den für die einschlägige systematische Thematik wichtigsten Klassikern der europäisch-abendländischen Philosophie und Pädagogik gestattet es Rapp Wagner, auch kritisch zu den postmodernen Denkformen und ihren pädagogischen Konsequenzen Stellung zu nehmen.

Möge die vorliegende Abhandlung Anlass zur Besinnung über die Grundwerte und Grundwahrheiten unserer europäischen Kultur- und Bildungstradition geben, und möge durch diese Untersuchung das Nachdenken darüber gefördert werden, inwiefern die weitere Verwirklichung und Verbreitung dieser Werte und Wahrheiten durch das postmoderne Denken in Frage gestellt oder gar gefährdet wird.

 


"Studien zur Geschichte der Pädagogik und Philosophie der Erziehung" Band 22